Die König Koebes Story
Schützen auf der Bühne? Ein Schützenstück fürs Theater? Funktioniert das überhaut. Diese Fragen musste ich mir 1986 stellen,
als ich überlegte, der Schmitze Koebes, Hauptfigur in "Tante Trina und " Es jet Opa?", der könnte ja auch mal den Vogel abschießen.
Letzte Bedenken fielen dann, als ich mir von Franz Josef Radmacher die Satzung der Lanker St. Sebastianus Bruderschaft
von 1497 ausgeliehen hatte. Nach deren strengen Paragraphen hätte man nämlich umgehend die Hälfte aller Schützenbrüder ausschließen müssen. Das war also vor 15 Jahren. Damals standen die Bruderschaften auch
bundesweit unter Medienbeschuss, denn es gab einen handfesten, öffentlichen Skandal. Der, ein paar Monate zuvor ermittelte, Bundeskönig hatte sich inzwischen von seiner angetrauten Gattin getrennt und wollte nun
mit seiner "Neuen" beim Bundesschützenfest aufwarten. Dagegen gab es prompt massive Proteste der moral und sittentreuen Schützenbrüder aus dem eigenen Verband.
Einen ähnlichen Fall gab es auch einmal in Lank. Hier wurde in den 50er Jahren der frisch gekürte König eines Abends
klammheimlich und hinter verschlossenen Türen in St. Stephanus getraut. Ein andermal wurde gar das Vogelschießen (damals noch am Sportplatz Pappelallee) kurzerhand wiederholt, weil die neue Majestät alles andere
als majestätisch war. Für die Annullierung des 1 . Königsschusses wurde übrigens der ominöse TrunkenheitsParagraph herangezogen.
Stoff genug also um das Schützenwesen auf die Bühne zu bringen. Der dramaturgische Aufbau des Stückes ergab sich aus dem
traditionellen Ablauf eines Schützenjahres: 1 . Akt Vorstandssitzung, 2. Akt Vogelscheete, 3. Akt Selverputze, 4. Akt Schötzefeß. Dabei war die Umsetzung der Akte 1, 2 und 3 relativ einfach,
denn die finden ja auch bei den Schützen zuhause oder im Saale statt. Die Darstellung des Schützenfestes beschränkte sich bei unserer Inszenierung 87/88 auf die Geschehnisse im Hause Schmitz, d. h. vom
großen Prunk eines Schützenfestes bekam der Theaterbesucher kaum etwas mit. Das wird bei König Koebes 1. 2001 anders sein. König und Hofstaat werden jeden Raum im Forum Wasserturm und auch im Rheinischen
Landestheater Neuss ausschöpfen um jenen dezenten Prunk zu entfalten der je nach Gusto und Geschmack den rheinischen Schützenmajestäten eigen ist.
König Koebes I. !! Hä soll läve: Hooch... hooch ... hooch !!!
Der Siegeszug von KÖNIG KOEBES 1.
Noch dem ersten durchschlagenden Erfolg von König Koebes 1. in Meerbusch und im RLT Neuss interessierten sich sofort viele rheinische
Mundartbühnen für das Stück. So folgten Aufführungen: 1988 in Köln, Pulheim, Aldekerk, 1989 in Kranenburg, 1990 in Glehn, 1993 in Düsseldorf, 1994 in Heerdt, 1995 in Berg.-Gladbach, 1996 in Willich, 1997 in
Holzheim, 1998 in Korschenbroich, 1999 in Zons. Der WDR sendete am Rosenmontag (6. Februar) 1989 eine Aufnahme des Stückes bei der KUMEDE in Köln in seiner Hörfunkreihe Land und Leute" (Die Reihe wurde,
trotz heftiger Proteste, leider eingestellt).
KÖNIG KOEBES Türöffner für das rheinische Mundarttheater
In unserem Buch BÜRGER BAUER EDELMANN liebe ich, z. T. sehr drastisch, dargestellt, wie die Kulturbeauftragten in Land und
Kreis bisher das erfolgreiche hiesige Mundarttheater ignoriert haben und dabei die Vermutung ausgesprochen, das es Ihnen offenbar unheimlich ist, zu sehen, in welchen Massen das Publikum in unsere Vorstellungen
strömt ganz im Gegensatz zu den nur schwach besuchten eigenen Veranstaltungen in Sachen Mundart und Brauchtumspflege.
Nun ist jetzt gerade, Im 20. Jahr LOTUMER BURETHEATER etwas ganz bedeutsames passiert. Am 29. Februar wurde in Neuss, im
Sitzungssaal des Kreises, der VEREIN ZUR PFLEGE UND FÖRERUNG DER MUNDART IM KREIS NEUSS gegründet, und das obwohl es im Kreis Neuss bereits das Internationale Mundartarchiv gibt und das Dialektinstitut.
Auf das was gerade abgelaufen ist, können wir hier in Lank Lotum sehr stolz sein, denn folgendes ist geschehen.
Als 1997 in Holzheim sich mit der Aufführung von KONIG KOEBES eine neue Theatergruppe gründete, da spielten der halbe Vorstand
des Heimat und Schützenvereins mit, der dortige Dorfarzt spielte selbstverständlich den Doktor.
Und als 1999 in Zons ähnliches geschah, da spielte gleich die ganze Stadtprominenz mit: der Landtagsabgeordnete Karl Kress
spielte den Opa. Man spielte im historischen Saal vom Schloss Friedestrom, wo ja auch die beiden vorgenannten Institute des Kreises ihr Domizil haben.
Nach diesen beiden Riesenerfolgen, an denen auch noch die Kommunalpolitiker unmittelbar beteiligt waren, ging den
zuständigen Leuten beim Kreis ein Licht auf. Erkannten Sie doch, dass mit rheinischem Mundarttheater in der ehrlichen Art wie wir es hier vor 20 Jahren ins Leben gerufen hoben, ein weitaus größeres
Publikum zu erreichen ist, als mit allen bisherigen Veranstaltungen.
So wurde denn nun auf Kreisebene, vor allem von den hier aktiv gewordenen Politikern aus Holzheim und Zons, der genannte Verein gegründet, dessen
Vorsitz dankenswerterweise Herr Dr. Jacobs übernommen hat, jener Dr. Jacobs, der fast alle unsere Aufführungen kennt und der zu unserem Buch BÜRGER BAUER EDELMANN das Vorwort geschrieben hat.
Das Ganze verspricht für einige der Mitgliedsvereine Zuschüsse (die brauchen wir nicht) aber vor allem mehr Öffentlichkeit
für unsere Sache, auch den Medien, wie Fernsehen, gegenüber, Koordination unter den Theatergruppen und vor allem eine grundsätzliche Aufwertung in der kulturellen Rangordnung, denn hier sind wir bisher völlig
ignoriert worden.
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