"On dat am heilije Ovend": - Von Peter Langer - WZ vom 16.10.2002
Lank. Im Hause Schmitz hängt am Heiligen Abend der Haussegen schief. Der treue Gatte von Trina Schmitz,
Gustav, ist in fernen südlichen Gestaden auf Teneriffa vom Barhocker gerutscht und verschieden. Nun lebt Trina mit ihrem Schwager Heinrich zusammen. Doch das darf niemand wissen, vor allen Dingen nicht Herr
Kaiser von der Hamburg - Alzheimer, von der Trina Schmitz noch Gustavs Rente bezieht und auch der Aushilfsgeistliche Pater Basilius, der dem Paar zur vermeintlichen Goldhochzeit gratulieren will, nicht. Doch
damit fangen die Probleme erst an.
Vor genau 20 Jahren betrat das Lotumer Buretheater mit dem Stück "Der Vetter aus Dallas" zum
ersten Mal die Bühne. Mittlerweile füllt das Ensemble problemlos auch das Rheinische Landestheater in Neuss. Mit dem Stück "On dat am hellije Ovend" hat sich der Autor und Regisseur Karl Schmalbach nun
an ein brisantes Metier herangewagt: Den Heiligen Abend im Kreise der lieben Verwandten. Tatsächlich ist dieses Thema schwer zu parodieren, ohne zu verletzen. Und so verkündet das Programmheft auch
vorsichtshalber, das Stück sei "nicht für die Weihnachtszeit geeignet".
Nach und nach erhalten Trina Schmitz (Liesel Beeck) und ihr Lebensabschnittsgefährte Heinrich (Hans Gerd
Louis) am Heiligen Abend Besuch. Versicherungsvertreter Kaiser, gespielt von Daniel Groß, wittert noch rasch das große Geschäft, Pater Basilius (Friedhelm Engels), geistliche Vertretung für den Pfarrer, will
gratulieren. Aus Berlin reist Skandalnudel Josefine (Gerda Paas) an, die Tochter von Heinrich, Nachtclubtänzerin und deshalb bei der christlichen Familie Schmitz nicht beliebt. "Dat Flittchen is ooch all
do!", warnt Trinas Sohn Hermann (Robert Paas) die anrückende Verwandtschaft, nur um gleich darauf zu betonen: " ...schließlich sin' mir christkatholisch!" Seine Frau Adele (Angela Pütz)
droht immer wieder vergeblich: "Hermann! Mir jonnt!"
Die Musikeinspielungen holder Knabenchöre klingen angesichts des unheiligen Getues von Mal zu Mal
bedrohlicher. Der Zuschauer ahnt: Hier wird sich noch Ungeheuerliches abspielen! Auch wenn Sohn Hermann, seine Frau Adele, Trinas Tochter Hermine (Barbara Skerhut) und deren Mann Otto (Michael Becker) eine Front
gegen Josefine bilden, und eine Bildzeitung mit deren Foto wie eine Trophäe herumreichen, tauschen sie auch gerne untereinander Nettigkeiten aus ("Otto, Du biss' ene fiese Föttchesföhler!"). Doch
alle wissen noch nicht: Auch Babette (Christina Rütten), Tochter von Hermine und Otto, ist über die Feiertage angereist mit unerwartetem, doppeltem Nachwuchs von ihrem Freund. Der ist zwar auch ein guter
Katholik und Kinderarzt aber ein Farbiger...
Mit "On dat am hellije Ovend" ist Karl Schmalbach und dem Ensemble des
Lotumer Buretheaters ein weiteres Stück auf Platt gelungen, das entgegen der Warnung auf dem Programmheft sicher auch in der Weihnachtszeit sehr sehenswert ist. Die Leistungen der mittlerweile aufeinander
eingespielten Schauspieler erreicht Profiniveau, ebenso wie das von Jochen und Willi Beeck gestaltete Bühnenbild.
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